Ich fand soeben diesen Artikel ausser SZ, in dem auf eine Studie Bezug genommen wird, welche wiederum überraschendes belegen konnte: Frauen werden seit Jahrzehnten unglücklicher, sowohl absolut wie auch relativ im Vergleich zu Männern, trotz Aufstieg und Angleichung der Rechte und Möglichkeiten.
Oha.
Die Autorin des Artikel verfällt ansatzlos in eine typisch postmoderne, im Endeffekt jedoch recht aufschlussreiche Reflexkette: So eine Studie MUSS erklärt werden, sie KANN keine simplen Erkenntnisse bringen, es DARF auf keinen Fall irgendwie negativ für Emanzipation ausgehen, irgendjemand anderes MUSS schuld sein. In einer Art vorgreifender Verteidigung des Feminismus, der Gleichberechtigung und der Frau an sich entkoppelt sie die Studienergebnisse trotzig von allen Entwicklungen, die zu ihrer Erklärung taugen könnten, bevor auch nur ein Chauvi-Schwein damit anfangen könnte.
Und dann macht sie in einem abschließenden, mir wohlbekannten Reflex interessantwerweise genau den Denkfehler, der meiner leisen Meinung nach mitverantwortlich für weibliche Unzufriedenheit ist: Sie zieht die Männer als Vergleich bzw. Gegenbeispiel heran und schiebt ihnen indirekt die Schuld an solchen Studienergebnissen in die Schuhe. Sündenbock statt Analyse (ein geschlechterübergreifendes, uraltes Problem, wohlgemerkt).
Genug Frauen sind aber auch einfach zu schlau für solche kurzsichtigen Erklärungsmuster, und durchschauen den Humbug zumindest unterbewusst. Das ergibt Konfliktpotenzial und negative Schwingungen.
Mich würde es auch eher unglücklich machen, wenn mir ständig jemand erzählen würde, ich könnte alles und dürfte alles und vornehmlich die bösen Männer sind schuld dran, dass ich noch nicht Prinzessin bin; bzw. alles, was irgendwie schief läuft, ist zwar nicht unbedingt deren Schuld, aber im Zweifelsfall finde ich die Erklärung schon eher auf der anderen Seite.
Anstrengend.
Wahrhaftig skandalös ist dagegen folgende OECD-Statistik:

QED: Die Italiener sind halt einfach Mamasöhnchen, Frauen das fleißigere Geschlecht und die OECD eine super Sache.
Interessieren würde mich auch eine Einschätzung folgender Szene: Vergewaltigung, wie manche Gleichstellungstäter brüllten, oder einfach nur eine von homosexuellen Modeaffen sinnfrei erotisierte Klamottenschau?

Damit wäre das Thema vorerst abgearbeitet, finde ich.
5 Kommentare:
"damit wäre das thema vorerst abgearbeitet", finde ich. herrlich.
zum thema eins: sehe ich ganz anders. die autorin schiebt das problem ja eben gar nicht auf die defizite der gleichberechtigung sondern übt sich in verbal überkandidelter ratlosigkeit und gibt nur die positionen wieder, die hierzu theoretisch von beiden seiten der emanzipationsdiskussion kommen müssen.
zu 3: ein wort: gangbang. zerpflück erstmal den diskurs, dann gibts vielleicht eine lösung für die werbung
Haha, Meredith! Dir wollte ich selbstverständlich nochmal gesondert Bescheid geben, wenn ich mich traue, solche Themen anzutasten.
Du bist aber auch verdammt schnell!
Zu Eins: Dann habe ich mich mißverständlich ausgedrückt, natürlich lässt die Autorin auch keine platten Unterdrückungs-Gründe oder sonstige Gender-Schemata gelten. Sie gibt mehrere diese Positionen wieder und weist sie zurück, genau so, wie sie alle anderen Erklärungsansätze abkanzelt, um dann eben bei den Männern zu landen, um die es doch gar nicht geht.
Und genau das halte ich (verzeih das Wort "Metaebene" hier, aber es muss) für erleuchtend: Anstatt simple, aber mitunter zutreffende Erklärungen in Betracht zu ziehen, die unbequeme Warheiten produzieren könnten, wird im Zweifelsfall, um der völligen Ratlosigkeit zu entgehen, bei der anderen Seite der "Fehler" gesucht. Anstatt einfach zu sagen: Der Weg nach oben, in die Freiheit und Gleichberechtigung, ist ein steiniger, warum nicht ersteinmal unzufrieden damit sein, so what?
Und dieses Schema F zur Bewältigung eigentlich eher unspektakulärer Konflikte, die eine komplizierte Welt und rasante Veränderungen eben mit sich bringen, macht unzufrieden, glaube ich.
Zur Werbung: Mir fallen eben auf Anhieb drölf andere Motive ein, die schlimmere Dinge drastischer und eindeutiger darstellen, als diese Nabelschau, die doch nur Aufsehen erregt, weil eine Frau mehreren Männern unterlegen fotografiert wird. Deswegen habe ich auch keinen Bock auf den Diskurs.
Da der Mensch sich ja über den Vergleich gegenüber Anderen definiertkomm ich zu dem Schluss: Es ist doch schön ein Mann zu sein, wenn man der Statistik trauen darf:
Ich werde mehr verdienen als Frauen, auch wenn ich dümmer bin und weniger qualifiziert. Ich werde mehr Freizeit haben. Ich werde auch noch glücklicher sein, selbst wenn ich mehr Hausarbeit übernehme...Ich habe keine Tage, muss keine mörderischen Schmerzen ertragen, und wenn ich irgendwann verfette, dann leide ich nichtmal lange weil ich eh früher sterbe ... hab ich noch was vergessen?
Ich hab weniger Migräne...
bevor ich schwegis kommentar gelesen hatte, wollte ich ausholen, jetzt muss ich einfach nur lachen.
allerdings finde ich die polemik des artikels schon etwas seicht, das abklappern der positionen immerhin einigermaßen konsequent.
doch die hilflosigkeit bzgl einer ultimativen antwort ist nicht einfach mit dem zufriedensein, was man hat ding abzutun!
ansonsten hierzu: blocbuster.wordpress.com
die g&b plakate schockieren auch schon lange nicht mehr.
Gangbang für die youporn generation. Gefällt.
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