Eva Herman verhöhnt Tote bei Loveparade

Eigentlich wollte ich es vermeiden, auf dieser Plattform etwas über die Geschehnisse vom Wochenende in Duisburg zu schreiben. Das können andere besser und differenzierter. Leider trifft das aber auch nur auf sehr wenige zu. Der ganze Vorfall ist dermaßen tragisch und unverzeihlich, dass es vielen den Atem raubt. Was mich allerdings beinahe ersticken lässt, ist die unfassbare Verballhornung dieser ganzen Katastrophe, die man derzeit auf der Internetseite des Kopp-Verlags lesen kann. Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Herman schreibt in der Rubrik "Hintergründe" einen ellenlangen, furchtbar ekelhaften Text, in dem sie das Sterben der Raver in Duisburg auf eine Stufe mit dem der Menschen im alttestamentarischen Sodom und Gomorrha setzt und dies sogar als Segen bezeichnet, heißt es im letzten Absatz doch:

"Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!"

Das ist alles ziemlich widerlich. Aber ihr "ekstatisches" Geschreibe birgt noch viel mehr derartig dumm-dreister Platitüden. Hier ein paar angesichts der schlimmen Tragödie besonders zynisch wirkende Exempel:

"Viele der Partygäste wirken auch in diesem Jahr bereits lange vor dem Unglück wie ferngesteuert. Betrunken oder vollgekifft, mit glasigen Blicken, wiegen sich die dünn bekleideten Körper in rhythmischem Zucken wie in Trance.
Das ohrenbetäubende, stereotype Rave-Gehämmere, das nicht mehr im Geringsten etwas mit dem einstmaligen Begriff von Musik zu tun hat, zerschmettert ihnen über zahllose Stunden Trommelfelle und Nervenkostüme."

"Sie wussten, was sie erwartet, haben sich freiwillig dazu entschieden, hierher zu kommen. Viele Mädchen haben den Busen blank gezogen, manche sind fast völlig nackt. Sie wiegen sich in ekstatischer Verzückung im ohrenbetäubenden Lärm, Begriffe wie Sittlichkeit oder Anstand haben sich in den abgrundtiefen Bassschlägen ins Nichts aufgelöst."

"Man muss nicht ausgesprochen prüde sein, um sich hier nach kurzer Zeit mit Grausen abzuwenden. Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung treiben über dem Geschehen, die jungen Menschen wirken, als hätten sie jegliche Selbstkontrolle abgegeben, ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung."

Und wer ist schuld an unserer verkorksten Partygesellschaft, Frau Herman? Ja klar, die Achtundsechziger! Wer auch sonst?

"Die unheilvollen Auswüchse der Jetztzeit sind, bei Licht betrachtet, vor allem das Ergebnis der Achtundsechziger, die die Gesellschaft »befreit« haben von allen Zwängen und Regeln, welche das »Individuum doch nur einengen«. Wer sich betrunken und mit Drogen vollgedröhnt die Kleider vom Leib reißt, wer die letzten Anstandsrnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet!"

Amen, Frau Herman. Möge Gott Sie dafür segnen.

EDIT: Frau Herman hat nachgelegt. Besser wird es leider nicht:

Die Loveparade ist, bzw. war keine harmlose Veranstaltung, wenngleich viele Leute ihren Spaß dabei hatten. Nicht wenige junge Menschen wurden hier zu Drogen- und Alkoholmissbrauch verleitet. Ich kenne einige Eltern jener Kinder, und die sind bis heute alles andere als versöhnlich auf diese Party zu sprechen. Es ist nur schwer verständlich, dass eine solche Veranstaltung von Politik, Gesellschaft und Medien nahezu kritiklos schöngeredet und verharmlost wird, ohne dabei auch nur den Versuch zu unternehmen, auf die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen.